
„Ich habe da oft noch lange dran zu knacken“, berichtet Brandmeister Marvin Imm von Einsätzen, bei denen er nicht mehr helfen konnte.
Gerade erst hatte die Polizei mit „Endlich mobil“ den Neuner Jahrgang geradezu ermutigt, einen Führerschein zu machen, da hebt sie auch schon warnend die Hand. Diesmal allerdings für die Zehner. Der „Crash Kurs NRW“ kommt mit drastischen Erfahrungsberichten von Unfallprofis daher, dass bei den jugendlichen betretenes Schweigen herrscht. Die Kampagne bringt die Erlebnisse von Polizei, Feuerwehr und Notfallseelsorge ganz nah an Schüler heran. Sie soll niemanden kalt lassen. Zur Illustration gibt’s Unfallbilder, die Gänsehaut machen. Und es sind nicht mal die krassesten, versichert die Moderatorin.
Sie weiß von 27.000 Verkehrsunfällen allein in Essen, davon ein Viertel mit jungen Fahrern. Manchmal sind Alkohol oder Drogen im Spiel. Polizisten sind froh, wenn Ersthelfer vor ihnen da sind, wie zum Beispiel Brandmeister Marvin Imm, der einen Rettungswagen fährt. Er schildert den Unfall von Sarah, einer jungen Frau, die mit dem E-Roller frontal in einen Sprinter „eingeschlagen“ ist. Er versucht sie anzusprechen, aber Sarah antwortet nicht. Sie kann es nicht. Der Feuerwehrmann schildert die Gesichts- und Kopfverletzungen in derart drastischer Eindringlichkeit, dass man schlucken muss.

Sie leistet „erste Hilfe für die Seele“ für Angehörige, aber auch bei Augenzeugen: Notfallseelsorgerin Annette Raatz.
Die ehrenamtliche Notfallseelsorgerin Annette Raatz weiß, wie es ist, wenn einer Mutter die Nachricht vom Tod ihres Sohnes überbracht wird. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Zusammenbrüche – auch sie muss das aushalten. Und dann leistet sie „erste Hilfe für die Seele“. Keine Regung ist in der Aula zu spüren, als sie die jungen Leute bittet: „Macht bitte keine Handyfotos von Unfällen.“
Die Bühnendeko ziert ein großer blauer Ballon. Seine Außenhaut trägt Aufkleber mit Zukunftswünschen der AES-Schülerschaft: Berufswünsche, Reisen, Geburtstage, den ersten Urlaub mit dem Freund, eigene Kinder… Ein lauter Knall schreckt das Publikum auf. Der Ballon ist weg. Zerplatzt, so wie die Träume von einem zukünftigen Leben in Sekunden zerplatzen können. Die Profis bitten: „Erspart uns und euch solche Einsätze. Passt auf euch auf, schnallt euch an!“
Michael Rausch