Gerade hatten sie noch vor St. Lambertus posiert, dem ehrwürdigen Gemäuer aus der Vergangenheit, junge Leute, herausgeputzt für diesen wichtigen Tag in ihrem Leben, da marschierten sie auch schon ein in den Saal des Augustinums, dem Seniorenstift im Schellenberger Wald.
Besser hätte man den Kontrast nicht illustrieren können zwischen dem Start ins Leben und dem, was vor ihnen allen liegt.
Der AES-Abschlussjahrgang 2023 feierte sich und ließ sich feiern. Alle 73 erzielten den Abschluss, davon 43 mit Qualifikationsvermerk für die gymnasiale Oberstufe.
„Türen öffnen sich“, sagte Schulleiterin Dr. Kerstin Sperling-Ischinsky ihren entlaufenden Schützlingen und gab ihnen noch etwas Einstein mit auf den Weg: „Gib das, was dir wichtig ist, nicht auf, nur weil es nicht einfach ist.“
Konrektor Michael Dietrichs demonstrierte anhand historischen Schuhwerks, wie man Fußabdrücke setzt: „Bei mir und in der Schule habt ihr Spuren hinterlassen.“
Martin Streibert, 2. Konrektor, riet Werte mitzunehmen: „Bleibt wie ihr seid.“ Mit einer Mischung aus Heiterkeit und Stolz verfolgte Schüler- wie Elternschaft die vorgetragenen Rück- und Ausblicke.
Die Elternvertreterin Sylvia Stratmann meinte zurückblickend: (So manches) „war hart, man könnte aber auch sagen optimale Vorbereitung.“ Für den weiteren Lebensweg riet sie: „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, habe ich ein eingebautes Feature: mein Herz.“
Und dann sang Udo Lindenberg: „Dein Herz ist dein Kompass und zeigt dir den Weg.“ Martin Lengsfeld, Vorsitzender der Schulpflegschaft ergänzte: „Euch gehört die Zukunft.“
„Wir haben abgeschrieben und geschummelt. Ansonsten stünden nicht alle heute hier auf der Bühne.“ Mit dieser Essenz ihres Gemeinschaftsgeistes verabschiedeten sich die drei Schülervertreterinnen von der AES, aber auch mit einem Blick zurück, der eine ziemliche Bandbreite ahnen lässt: „Wir mussten die Herausforderung Corona meistern, Streit, Stress, die erste große Liebe, und wir haben arbeiten gelernt.“
Und an die gesamte Stufe gewandt: „Macht’s gut miteinander. Danke für die unfassbar schöne Zeit mit euch, wir werden euch sehr vermissen.“ Das gilt nicht für die Eltern, die werden ihnen noch einige Zeit erhalten bleiben. Dafür und auch für die Zeit bis hierher gab es den Dank des Jahrgangs.
Ein paar Tränen flossen auch noch, als Kinder der unteren Klassen sich mit innigen Umarmungen von ihren Patinnen und Paten verabschieden mussten: „Danke, dass Ihr immer für uns da wart.“ Für sie da waren nicht zuletzt auch die Klassenleitungen. Dominik Adlers zitierte eine ehemalige Kollegin: „Die Klasse ist ein Sanatorium.“
Anders als Heinrich Heine, der an Deutschland dachte, ist ihm eben nicht bange, wenn er an seine Klasse denkt. Silke Heimann, die aus einem bewegenden Briefwechsel mit ihrer Klasse vortrug, wünschte ihrer 10c „alles Glück der Welt“. Die AES-Schulband setzte den Schlusspunkt mit einer gefühlvollen Version von „Control“.
Michael Rausch