Es sind uralte Geschichten, die unsere religiöse Vorstellungswelt bis heute illustrieren. Von der Schöpfung zur Erschaffung der Menschen, von der Sintflut bis hin zu sehr menschlichen Geschichten von Liebe, Eifersucht, Gier, Rache und Heldentum. Und das nicht nur auf der Erde, auch die Götter beherrschten das ganze Programm menschlicher Leidenschaften. Wie es in überirdischen Sphären gelegentlich zuging – du lieber Himmel!
Steffen Pfannschmidt, an der AES zuständig für den Religionsunterricht, lässt ausgewählte Motive der religiösen Geschichte auf zeitgemäße Weise anschaulich machen. In Gruppen arbeiten Klassen der 8er- und 9er-Jahrgänge daran, mit Spielfiguren Handlungen darzustellen, sei es als Fotoserie oder als Stop-Motion Video-Clip, bei dem Einzelbilder in schneller Folge Bewegungen simulieren. Dabei nutzen sie die Kameras der AES-Tablets.
Da wird der Fall Jerusalems beim ersten Kreuzzug nachgestellt, Göttin Pallas Athene verzaubert die schöne Medusa, Prometheus wird grausam bestraft, Buddha findet Erleuchtung, Giraffen betreten paarweise die Arche Noah, Eva lässt ihren Adam in den Apfel beißen und der Stern von Bethlehem beleuchtet die Krippen-Szene. Na ja, man erinnert sich an die eine oder andere Geschichte, wenn auch vielleicht nur dunkel, aber mit Playmobil-Männchen und Lego-Kulisse bekommt sie dann doch ein völlig neues Gesicht. Eins, das man schon mal bei Bob the builder gesehen hat.
Doch vor der szenischen und fotografischen Ausarbeitung galt es erst einmal, die Geschichte genau nachzulesen und nach Hintergründen zu forschen: Wie alt ist die Geschichte? Wie ist sie entstanden? Gibt es Vorgänger-Versionen? Was weiß die Forschung heute darüber? Die Ergebnisse werden zusammen mit den Bildern der Klasse präsentiert.
Max aus der 8b erklärt wortreich die Geschichte der Medusa in verschiedenen Lebensaltern, während Ben an der szenischen Lego-Kulisse arbeitet. Gleich zwei Gruppen sind fasziniert von Potifars Frau, die vergeblich den jüdischen Sklaven Joseph verführen will und ihn daraufhin der Vergewaltigung beschuldigt. Yasmine ist ganz auf seiner Seite: „Er war Sklave, dem hat doch niemand geglaubt.“ Eine Gruppe mit arabisch-Kenntnissen hat sich für flache Figuren in Scherenschnitt-Manier entschieden. Sie erklärt die arabischen Schriftzeichen für Adam. Die Zeichen sind andere, der Mythos der gleiche. Wie es mit dem paradiesischen Paar weiterging, weiß man ja. Schließlich sind wir alle seine Nachfahren.
Michael Rausch