„Es ist uns wichtig, dass ihr heute hier sitzt, denn lesen und vorlesen müssen wir alle können.“ Schulleiterin Dr. Sperling-Ischinsky lässt keinen Zweifel daran, wie hoch sie diese Grundfertigkeiten ansiedelt, um die es beim traditionellen AES-Vorlesewettbewerb geht. Die erste Adventskranzkerze leuchtet, Deutschlehrerin Kerstin Walther hat die Aula stimmungsvoll geschmückt und eröffnet den Wettstreit.

Leo

Drei 6er-Klassen schicken ihre Vorleserpärchen ins Rennen um den Wanderpokal und drücken ihren Leuten die Daumen. Jeweils ein Junge und ein Mädchen, die sich in ihren Klassen als beste Vorleser qualifiziert hatten, treten an. Sie sind gut vorbereitet. Ein bekannter und ein unbekannter Text von je drei Minuten sind vorzutragen.

Leora

Leo, 6a, macht den Anfang mit einer Passage aus einem „Warrior Cats“-Buch, eine Geschichte über Wildkatzen-Clans. Er glänzt mit lebendiger wörtlicher Rede und heimst einen Riesenapplaus ein. Klassenkameradin Leora hat die undankbare Aufgabe, für die erkrankte Lea einspringen zu müssen. Sie liest mit kräftiger Stimme aus Gregs Tagebuch und verhaspelt sich gegen Ende des Textes etwas.

Juline

Juline aus der 6b bringt die drei Fragezeichen, auch sie wird zum Schluss leicht hakelig. Matteo liest mit voller Stimme und gestaltet humorvolle Dialoge sehr lebendig. Mit seinem Vortrag aus „Bitte nicht öffnen“ hat er aller Ohren weit geöffnet.

Matteo

Die beiden aus der 6c haben es mit Haien. Erst liest Jakob aus dem „Internat der bösen Tiere“, in dem die Raubtiere eine wichtige Rolle spielen. Emma trägt mit sehr gelassenem Tonfall  bedrohliche Hai-Szenen aus der „Schmahamas Verschwörung“ vor.

Jakob

Das war die Kür. Nun zur Pflicht, denn jetzt müssen alle sechs eine unbekannte Passage aus Jim Knopf und die wilde 13 vorlesen. Es regnet gerade in Lummerland und Leo tut sich schwer mit diesem Wetter, leider auch mit einzelnen Wörtern. Leora übernimmt. Sie beschreibt das Geräusch der Wassertropfen, „als wenn sie in die Hände klatschten“.

Emma

Mit Juline wird der Vortrag flüssiger, mit Matteo noch etwas mehr. Er ist sehr gut bei wörtlicher Rede. Zwischendurch schluckt er vor Aufregung.

Jakob überrascht beim unbekannten Text mit sehr gutem Sprachfluss auch in schwierigen Passagen und umschifft elegant alle Kosonantenklippen. Emmas eher schüchterner Tonfall passt perfekt zum Text: „Ich bin der Briefträger und ich bin neu auf Lummerland. Entschuldigung.“

Sieger und Jury (v. links): Leo, Schulleiterin Sperling-Ischinsky, Leora, Vorjahres-Siegerin Pia, Juline, Organisatorin Kerstin Walther, Sieger Matteo, Schülersprecherin Lea, Jakob, Jurymitglied Andrea Heimberg und Emma.

Leos und Leoras Ahnung bestätigt sich am Ende: Matteo hat gewonnen. Er überzeugte vor allem bei dem ungeübten Text. Was sie nicht ahnten: Alle bekommen einen schokoladigen Preis und eine Urkunde. Nur Matteo darf für ein Jahr den Wanderpokal in die heimische Vitrine stellen. Und während dessen ganz viele Bücher lesen.

Michael Rausch