Linnea ist konzentriert, die 64 schwarzweißen Felder fest im Blick. Noch mehr aber versucht sie, mögliche Züge des Gegners vorherzusehen. Der schwarze Springer hat sich bedrohlich in der Mitte aufgebaut. Soll sie ihn schlagen oder tappt sie damit in eine Falle, die der Gegner ihr gerade stellt?

Linnea ist eins von zwei Mädchen, die für die AES bei den Essener Stadtmeisterschaften im Schulschach antritt. Sie und Diana, beide aus der 5c, spielen in der Wettkampfklasse IV, also Geburtsjahrgang 2011 und jünger. Für die AES ein Novum, denn Mädchen sind im Schach nicht gerade häufig. Umso mehr freut sich der 2. Konrektor Martin Streibert über die „zwei Damen“.

Linnea ist am Zug. Dahinter kämpfen für die AES: Diana, Jakob und Luca.

Linneas jüngerer Bruder hat ihr Interesse für das königliche Spiel geweckt. „Ich habe das Spiel immer gut gefunden.“ Er zeigte ihr die Grundzüge und die beiden spielten gegeneinander bis sie mehr wollte. Und so trat sie in die Schach-AG ein. Gelernt hat sie dort vor allem, dass sie nicht sofort jede Chance nutzen sollte, die sich bietet. Es könnte eine Falle sein, die sie am Ende den Sieg kostet.

Für einen Sieg hat es insgesamt nicht gereicht. Als einzige Realschule gegen sieben Gymnasien belegte die AES leider nur den vorletzten Rang. Gewonnen hat das Maria-Wächtler Gymnasium, dem wir natürlich herzlich gratulieren. Martin Streibert aber ist sicher: „Für die Kinder war das eine tolle Erfahrung, das Turnier hat allen viel Spaß gemacht.“ Und als er in den Klassen feierlich die Urkunden überreichte, gab’s einen dicken Applaus für das AES-Team.

Das Beste: Die 5er Schülerinnen wollen jetzt unbedingt das Bauerndiplom machen, ein Test der Schach-Grundlagen. Am liebsten hätten sie eine Schachklasse mit Schach als reguläres Unterrichtsfach. Streibert ist sicher: „Alles in allem hat das den Schach – Enthusiasmus an der Schule beflügelt. Wir wollen uns jetzt um das Qualitätssiegel ‚Deutsche Schachschule‘ bewerben, erst einmal in Bronze. Das Siegel wird von der Deutschen Schachjugend e.V. an besonders schachfreundliche Schulen ausgestellt.“ Und für die AES-Schachspieler gilt sicherlich auch in Zukunft: Ich verliere nicht. Ich gewinne oder lerne dazu.

MR