Rasputin, der Uhu, dreht gemächlich den Kopf. Dabei sieht er ziemlich gelassen aus. Aber ob er es wirklich ist?
Frithjoff Schnurbusch, auf dessen Handschuh der 2 kg schwere Vogel sitzt, weiß, dass der Beutegreifer gerade eher angespannt sämtliche Details seiner Umgebung scannt. Aber da er keine Mimik hat, können die Kinder der 5a seine Anspannung nicht erkennen.
Schnurbusch, der Falkner und Sozialpädagoge vom „rheinischen Waldpädagogium“ in Düsseldorf bezieht die Kinder ein. Er stellt sie auf, jedes Kind verkörpert einen Teil in einem Puzzle.
Vom Vogel über seine Nahrung zu seinem Lebensraum,– schnell ist man bei einem großen Zusammenhang gelandet, in dem der Mensch eine wichtige Rolle spielt. Denn sehr bald ist klar geworden, dass es um mehr geht als um Greifvögel.
Sie werden als pädagogische Medien genutzt, um Lebensräume und den Einfluss des Menschen zu verdeutlichen. Dabei spielen Begriffe wie etwa Bodenversiegelung und CO2 eine unrühmliche Rolle.
Zwischendurch können die Kinder Rasputin auf den Leib rücken und sich mit dem Finger überzeugen, dass ein großer Teil seiner majestätischen Erscheinung aus Federn besteht. Sein Brustbein fühlt sich ziemlich spitz an.
Wichtiger Bestandteil eines Lebensraumes ist die Nahrung. Apropos Nahrung: Ob Rasputin Lust auf einen Imbiss hätte? Schau‘n wir mal. Schnurbusch holt ein totes Hühnerküken aus seinem roten Sprinter und präsentiert es mit seinem schweren Lederhandschuh.
Rasputin zeigt sich demonstrativ desinteressiert. Wirklich? Nicht wirklich. Er beobachtet ganz genau die Situation bevor er zu einem Kurzflug auf den Handschuh ansetzt, sein Futter mit dem Schnabel packt und hinunterwürgt.
Nach dem zweiten Küken dürfen noch ein Falke und ein Wüstenhabicht die Bekanntschaft mit der 5a machen. Der Habicht fliegt erst einmal auf den Zaun zur benachbarten Kleingartenanlage, lässt sich aber mit Futter überzeugen, zurückzukehren. Wer möchte, kann für einen Moment einen der Vögel mit dem Handschuh halten und sich wie ein Falkner fühlen. Der lässt die Kinder den Schlusssatz selbst formulieren: „Man sollte sich immer Gedanken machen, was man tut.“
Michael Rausch