Erster Tag im Präsenzunterricht
Schon beim Näherkommen spürt man, dass der Schulalltag wieder gewohnte Formen annimmt. Aus dem Technikraum sind Maschinengeräusche zu hören, die Klasse 5b sitzt bei geöffneten Fenstern und grübelt über Arbeitsblättern. Selbst der Himmel spielt mit und gibt alles, was er kann: Tiefstes Blau und blitzenden Sonnenschein. Der erste Tag mit vollem Präsenzunterricht hat begonnen.
Nach Monaten voller Auf und Ab zwischen Homeschooling, Wechsel- und Distanzunterricht geben auch die AES-Pausenhöfe wieder das gewohnte Wimmelbild ab. Die Wiedersehensfreude ist groß, nicht nur bei der Schülerschaft. Auch im Kollegium ist die positive Stimmung nicht zu übersehen. Viele Lehrerinnen sind überglücklich, die kompletten Klassen wieder zu sehen, und sie sagen es ihnen auch so. Die Kinder lächeln, sie glauben es. Ihnen geht es nicht anders.
Die Freude überwiegt. Vincent, 6a, ist „fröhlich und gut gelaunt, weil alle wieder da sind.“ Doch hier und da gibt es auch eine kritische Stimme. Noah aus der 7c beschreibt die ersten Eindrücke als „laut und ungewohnt“. Sein Namensvetter aus der 10c ist froh, endlich alle wiederzusehen, empfindet aber die kleineren Gruppen des Wechselunterrichts durchaus als Vorteil: „Der Unterricht in der größeren Gruppe ist anstrengender, weil unruhiger. Man muss sich unheimlich konzentrieren.“ Und Justin, 10b, versteht nicht, „warum so kurz vor Ende des Schuljahres jetzt wieder alles aufgemacht wird“.
Die 5a steht zur Begrüßung im Klassenraum, jeder an seinem Platz. Niemand fremdelt, und doch ist alles anders. Die Fenster stehen weit auf, die Luft zirkuliert deutlich spürbar, so will es die Vorschrift. Deutschlehrerin Andrea Heimberg lässt die Kinder sitzen und beantwortet geduldig alle Fragen zum Fortgang. Wann beginnt…? Wann haben wir…? Was machen wir…?
Dann gilt es, Corona und die die Folgen abzuarbeiten. Es gibt eine „Wie-geht-es-mir-Runde“. Sechs Satzanfänge sind zu vervollständigen, um die eigene Lage zu beschreiben.
Luca beschreibt seine Stimmung als „sehr gut. Ich bin froh, alle wiederzusehen.“ Pia klagt, sie habe „immer nur am Schreibtisch“ gesessen, und Simon bedauert, dass er sich nur wenigen seiner vielen Hobbies widmen konnte. „Das finde ich doof.“ Jona hatte „viel Langeweile, weil ich nur wenige Kontakte haben konnte“. Patricias Stimmung ist gut. Gleichzeitig ist sie aber auch „wütend, weil sich alles verändert hat“. Insgesamt fällt der Blick nach vorn, wen wundert’s, doch deutlich positiver aus. Viele haben am Schultor noch eine große Spannung empfunden. Sie waren aufgeregt und wussten nicht, was auf sie zukommen würde, ein bisschen etwas vom ersten Schultag. Aber jetzt sind sie wieder angekommen und haben ihre Klassengemeinschaft wieder.
Michael Rausch