Lesen und Tagebuch schreiben, das klingt erstmal nicht nach Deutschunterricht. Ist es aber. Die jetzige 7a hat den Inhalt einer Lektüre in höchstpersönlichen Tagebüchern verarbeitet. „Der Schatz von Pagensand“ von Uwe Timm ist spannend zu lesen. Das Buch handelt von vier Jugendlichen, die mit einer morschen Jolle zu einer Elbinsel segeln und hoffen, dort Störtebekers Schatz zu heben.
Zunächst haben manche Kinder das Buch überflogen und dann Stück für Stück bearbeitet, andere sind gleich kapitelweise vorgegangen. Alle haben Tabellen angelegt, Personen beschrieben, nautische Begriffe erklärt, Zeichnungen angefertigt und ihre persönlichen Empfindungen aufgeschrieben. Außerdem gab es die Aufgabe, das Tagebuch eines Mitschülers zu lesen und eine Kritik zu verfassen.
Sie sind eingetaucht in eine Welt der 50er Jahre, der D-Mark und mancher „alten Wörter“, wie Jannica findet. Sie alle sind sehr erstaunt, welche Freiheiten Kinder damals gehabt haben sollen. Simon zweifelt stark, dass ein Abenteuer wie dieses im Handy Zeitalter möglich wäre: „Das würde gar nicht funktionieren.“ Sophie ist ohnehin überzeugt, dass die Geschichte wenig realistisch ist. Zu schräg sind manche Figuren, Segeln ohne Schein für sie nicht denkbar, Rettungsdienste schneller zur Stelle. Aber was soll’s? Es ist eben eine erdachte Geschichte und dazu eine fesselnde.
Hier kommt Ben ins Spiel. Er hat Fragen, und die stellt er gleich mal dem Autoren per E-Mail:
Sehr geehrter Herr Timm,
ich bin Schüler der 6. Klasse an der Albert – Einstein Realschule in Essen, NRW.
Wir haben Ihr Buch „Der Schatz auf Pagensand“ im Deutsch Unterricht bearbeitet.
Ich habe mich nach dem Lesen des Buches gefragt, ob Sie wohl bereit wären, mir meine Fragen zu beantworten?
Ist die Geschichte Ihnen selbst passiert oder Freunden von Ihnen? Oder haben Sie die Geschichte erfunden, weil Sie Abenteuer und Segeln mögen? Zudem sind Sie ja in Hamburg geboren.
Die Geschichte ist aus der Sicht von Jutta geschrieben. Warum gerade aus Juttas Sicht? Mich hätte die Sicht von Benno noch mehr interessiert.
(…) Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Viele Grüße, Ben Euler Klasse 6a
Fünf Tage später freut sich Ben über die Antwort, mit der er nicht gerechnet hatte:
Lieber Ben Euler,
Dank für Deine Mail. Es freut mich, dass Ihr an Eurer Schule Literatur lest.
Ja, ich hatte auch zwei Segelboote. Meine Kinder und meine Enkel segeln. Auch Regatten.
Die Geschichte hat einen wahren Kern.
Ich finde, dass es leichter ist, über Benno von außen zu erzählen.
Schön, dass Du Dir solche Gedanken machst.
Herzliche Grüße, Uwe Timm
Die Figuren der Handlung erleben die Tagebuchschreiber sehr realistisch. Tino hat gefallen, dass sie sich „gestritten und wieder vertragen“ haben. Alle sind sich einig, dass der Lehrer im Roman, der einen Jungen ganz offensichtlich „absägt“, unfair ist und machen ihren eigenen Lehrern das Kompliment, sie seien „heute ganz anders“. Das hört der 2. Konrektor und Deutschlehrer Martin Streibert gerne. Die Methode des Tagebuchs sei in der Coronazeit sehr motivierend gewesen. Und da wundert ihn auch die Frage nicht: „Machen wir das wieder?“
Michael Rausch