Vor den Ferien besuchte Zeitzeuge Peter Keup die Klasse 10a der AES. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besprach man in den vergangenen Wochen den Unterdrückungs- und Überwachungsapparat des SED-Regimes und konnte sich nun lebendiger denn je erzählen lassen, welche Auswirkungen für die Bürger zu spüren waren.
Keup, der heute in Essen lebt und als Historiker auch in Cottbus arbeitet, nahm sich ein Doppelstunde Zeit und erzählte von seinem Fluchtversuch, bei dem er tragische Art entdeckt wurde.
Doch selbstredend stand dieser Versuch nicht separat für sich und ist auch nicht aus dem Nichts entstanden. Strukturelle Benachteiligung wegen des Ausreiseantrags seiner Familie, damit verbundene Verwerfungen in der Schule sowie im Sport… All das brachte den jungen Peter Keup dazu, den Versuch der Flucht zu wagen. Diesem Versuch folgte ein Verhör unter unmenschlichen Bedingungen sowie Haftaufenthalte, in denen genau zu spüren war, mit welcher Art von Staat er es zu tun hatte.
Wäre die Geschichte nicht so tragisch und einem echten Leben entsprungen, so hätte man das glückliche Ende beinahe in einem Film verorten können. Man kann sich die Freude der Menschen kaum vorstellen, die als Gefangene in einen Transport stiegen und erst auf der Fahrt wirklich realisierten, dass sie den Weg in die Bundesrepublik antraten. Das Freikaufen durch einen Anwalt und das Engagement der Familie im Westen machte dieses Ende der DDR-Geschichte Keups möglich.
All das lässt sich in lebendiger Erzählung nur schwer in einer Doppelstunde unterbringen, doch bei Peter Keup merken die anwesenden Jugendlichen schnell, wie emotional und dennoch strukturiert er ein Bild seiner Geschichte zu zeichnen versteht. Kein Wunder also, dass die Schülerinnen und Schüler zahlreiche Fragen stellen und dass auch das Schellen zur Pause keinen veranlasst, aufzuspringen und den Raum zu verlassen.
In der Nachbetrachtung beurteilen die AESler den Besuch von Herrn Keup als äußerst lehrreich.
Elias bringt es auf der emotionalen Ebene auf den Punkt, als er sagt ,,Als Herr Keup sagte, dass er heute ein Büro als Historiker hat, das in seinem ehemaligen Gefängnis liegt und dass er dort jeden Tag auf seine alte Zelle schaut, hatte ich Gänsehaut.“