Die Haarzopfer Autorin Anne Becker liest den Kindern des 6er Jahrgangs aus ihrem Buch „Die beste Bahn meines Lebens“ vor.

Die Autorin vor dem Umschlagbild ihres Buches.

Ihr erstes Buch wollte niemand lesen, das zweite liest sie gerade selbst vor und das dritte erscheint nächstes Jahr. Freimütig erzählt die Haarzopfer Autorin Anne Becker, wie ihr Werdegang als Schriftstellerin bisher verlaufen ist. Die Kinder des 6er Jahrganges hören an diesem Vormittag in der AES-Aula besonders gut zu, als sie aus „Die beste Bahn meines Lebens“ liest. Dabei ist nicht das Vorlesen ungewöhnlich. Die Autorin selbst zu sehen, zu hören und zu befragen ist das Besondere. Organisiert hat die Lesung das „Essener Lesebündnis e.V.“ rund um den Unesco-Welttag des Buches. Gleich in fünf Essener Schulen lesen an diesem Tag die Autoren aus ihren Büchern vor, um „die Begeisterung für Bücher wieder zu wecken“, wie Michael Haßler vom Essener Lesebündnis erklärt. Also nichts wie ran an den Lesestoff.

Anne Becker liest nicht, sie spielt. In stets angepasstem Tonfall stellt sie ihre Romanfiguren in wechselnden Situationen dar.

Anne Becker liest nicht, sie spielt. In stets angepasstem Tonfall stellt sie ihre Romanfiguren in wechselnden Situationen dar, vom Erzähler Jan, seinen Geschwistern Tobi und Nele über den freundlich gesinnten Fabi bis hin zur neuen Nachbarin Flo und deren ausgesprochen direkter Freundin Patti: „Ist das der bescheuerte Typ von nebenan?“ Jans Kommentar ist da kaum weniger geradlinig: „Mädchen mit doofen Namen sind doppelt doof“, obwohl er Flo eigentlich ganz gut findet.

Alles, wie im richtigen Leben also. Ein Junge wechselt den Wohnort, lernt andere Kinder kennen und vergeigt dabei Chancen auf gute Kontakte, die dafür an anderer Stelle unerwartet neu entstehen. Dabei wechseln Dialoge und Tagebucheinträge mit gegensätzlicher Perspektive einander ab. Anne Becker ist vom Fach.

Das ist eindeutig: Herzzeichen für den Titelhelden und die Autorin.

Selbst Lehrerin, weiß sie, wann die Aufmerksamkeitsgrenze erreicht ist und Abwechslung in den Vortrag gehört. Sie zeigt ihrem Publikum Gemeinsamkeiten mit den Romanfiguren auf und baut Fragen ein: Was ist ein bester Freund? „Last man standing“ heißt ein Antwortverfahren, alle stehen auf, wer eine Frage mit ja beantwortet, kann sich setzen. Ein Test, ob gut zugehört wurde, ist die „Abstimmung mit den Füßen“ (Aufstehen und bei ja nach links, bei nein nach rechts gehen). Mit Gesten werden die Figuren bewertet. Dazu wirft der Beamer Grafiken aus dem Buch an die Leinwand.

Zum Schluss drehen die Kinder den Spieß um. Sie haben ihrerseits Fragen an die Autorin. Nach dem Titel wird gefragt, wann wurde es geschrieben, plant sie die Geschichte, oder schreibt sie einfach drauflos? Von gewecktem Interesse zeugt die Frage, wo man denn das Buch kaufen könne. Die Kinder fanden es jedenfalls „cool“. Und das darf man ja wohl als Kompliment verstehen.

Michael Rausch