Wohl wahr: „Es ist nicht so, dass man oft Frauen in handwerklichen Berufen sieht.“ Celine sieht das ganz realistisch. Sie selbst ist „mit dem Handwerklichen aufgewachsen, da mein Vater auch einen Handwerksberuf macht“. Und so war für sie schon früh klar, „dass ich etwas im Handwerk machen möchte.“

Celine wartet Heizungsanlagen. Für sie ist klar, dass sie später etwas Handwerkliches machen möchte.

Deswegen macht Celine gerade ihr Praktikum bei der Firma Reich, die Kundendienst an Öl- und Gasfeuerungsanlagen anbietet. Sie ist unterwegs, um Heizungen zu warten und zu reparieren. Dabei lernt sie auch so manchen Schulkeller kennen. Ihr Fazit: „Der Beruf Ist was ganz anderes als Schule, und da mal so reinzuschauen, ist sehr spannend. Man möchte unbedingt die Arbeit annehmen, da es Spaß macht, und das ist ziemlich toll. Natürlich ist es auch manchmal anstrengend, aber man findet sich zurecht.“

Celine ist eine von gut 75 Jugendlichen, die gerade ein dreiwöchiges Praktikum zur Berufsorientierung der AES-Jahrgangsstufe 9 absolvieren. Die Arbeitswelt ist nicht mehr weit weg. Gut, wenn man dann schon eine Ahnung hat, wie sich das Leben nach der Schule anfühlt.

Es geht also nicht um die Suche nach dem Traumjob, sondern um „unmittelbares Kennenlernen der Arbeits- und Berufswelt“. Interessant dabei: Nach der letzten  OECD-Studie konzentriert sich eine Mehrzahl der Jugendlichen nach wie vor auf die zehn Berufe, die seit Jahren bei ihnen ganz oben auf der Liste stehen: Mädchen bevorzugen die sozialen Berufe, die Jungs wollen Informatik, Mechatronik oder Maschinenbau.

„Der Tod gehört zum Leben.“ Nick absolviert sein Praktikum beim Bestatter.

„Ziemlich schief angeguckt“ hätten ihn einige aus seiner Klasse, als er ihnen im Vorfeld von seinem Praktikumsplatz erzählt hat. Nick ist nämlich Praktikant im Bestattungsunternehmen Farwick. Ihn hat interessiert, was mit dem Menschen nach seinem Tode passiert. Das weiß er nun aus eigener Anschauung: Transport, Waschen, Bekleiden, Aufbahren – all das gehört zu den Aufgaben eines Bestatters. Auch der Kontakt mit Angehörigen ist ein ebenso wichtiger Teil der Arbeit wie „sehr viel Papierkram“. Oftmals sind nach einem Todesfall nämlich auch Polizei und Staatsanwaltschaft beteiligt. Ein tadelloses Auftreten gehört zum Beruf, aber auch eine sachliche Haltung dem Tod gegenüber. „Er gehört zum Leben“, weiß Nick. „Man darf keine Probleme haben, mit Toten umzugehen.“ Drei Jahre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft scheinen da nur angemessen.

So funktioniert Hören. Finn weiß Bescheid.

Hammer, Amboss, Steigbügel – darum geht es im Moment für Finn. Er ist aber nicht als Praktikant in einer Schmiede, sondern beim Hörgeräte-Akustiker Amplifon, und er kennt sich aus im Gehörgang. Er weiß, dass Hörprobleme auch schon in jungen Jahren auftreten können. Aber die Mehrzahl der Kunden sieht er jenseits der 70. Und denen steht eine breite Auswahl an Hörhilfen zur Verfügung.

Finn weiß um den Hörtest, die Dezibel und Hertz, kleine und  große Geräte mit und ohne Bluetooth und auch zur äußeren Gestaltung kann er Farbtäfelchen zeigen. Eine interessante Welt, aber auch sie hat Nachwuchsprobleme. Finn freut sich jedenfalls wieder auf die Schule und den Kontakt zu Gleichaltrigen.

Michael Rausch