Benimmtag – kein Tag wie jeder andere. Die Pausenhöfe sehen irgendwie aufgeräumter aus als sonst, als hätte ein schulinterner Sauberzauber stattgefunden. Hat er vermutlich auch, in den Köpfen zumindest, denn der Müll wurde am traditionellen AES-Benimmtag wohl so entsorgt wie es sich gehört – im Mülleimer. Geht doch.

Auch der Fußboden wird mitbewertet.

A propos geht, es geht heute nicht nur um Sauberkeit, schließlich ist auch sie nur eins von mehreren sichtbaren Zeichen für Respekt gegenüber denen, die den Abfall sonst zu beseitigen hätten. Letizia von der Benimm-AG: „Es geht explizit um Höflichkeit und Respekt gegenüber Mitschülern und auch Lehrern.“ Nach ihrer Beobachtung steht es damit besonders bei den nachrückenden Jahrgängen nicht immer zum Besten.

Letizia und Charlotte entgeht nichts bei der Bewertung des Klassenraumes.

Die AG hatte sich zusammen mit ihrer Leiterin Verena Schreiner-Langen Gedanken gemacht, an welchen Kriterien das heutige Verhalten zu messen sei. Beobachtungen im Haus und auf dem Schulhof werden von kleinen Teams zusammengetragen und zu einem Profil der einzelnen Klassen verdichtet. Plakate erinnern an das erwünschte Benehmen sowie Sauberkeit im Klassenraum.

Die Hinweise sind deutlich und klar formuliert.

Große Pause. Letizia und Angelina lassen den Blick schweifen über Gruppen und Grüppchen. Die Szenerie klingt sehr gedämpft. Die Aufsicht meint: „Ganz viel Unterschied empfinde ich heute nicht.“ Umso besser. Im unteren Teil des Schulhofs gibt es Bewegung. Schüler drängen sich zusammen. Eine Auseinandersetzung? Angelina gibt Entwarnung, jemand ist beim Spielen umgeknickt, andere versuchten zu helfen. Stirnrunzeln nach einem Hinweis auf die Mädchentoilette. Aber auch hier keine Verstöße. Gut so.

Die Bewertungen stimmen überein.

Vor der nächsten Klasseninspektion steht schon fest, dass eine Klasse trotz Bestnoten für den Raum bereits rausgeflogen ist. Zwei Leute haben sich daneben benommen. Jetzt heißt es anklopfen, auf ein „Herein warten, Tür öffnen, grüßen, Anliegen vortragen. Selbstverständlich verhalten sich Inspektorinnen vorbildlich.  Der Raum ist in gutem Zustand, für ein „Sehr gut“ fehlt eine Kleinigkeit. Das gilt auch für den nächsten Raum. Allerdings ist hier sofort klar: Auch diese Klasse ist raus. Charlotte berichtet von einer zugeflüsterten Beleidigung. Hier hat jemand gezeigt, was er von der Idee der Klassengemeinschaft hält, nämlich nichts. Er hat seiner Klasse die Tour vermasselt. Nichts, auf das man stolz sein könnte.

In der Endwertung stehen die Klassen 5a, 5b, 6c und 10c an der Spitze. Sie haben sich durch einwandfreies Verhalten und einen vorzeigbaren Klassenraum ausgezeichnet. Gut gemacht. Nebenwirkungen wie Preise und angenehmes Miteinander sind durchaus erwünscht.

Michael Rausch