Große Ereignisse stehen ins Haus: Die AES feiert ihr hundertjähriges Bestehen. Gäste werden erwartet, eine gemeinsame Feier ist geplant, die vergangenen hundert Jahre sollen wieder aufleben. Das braucht Vorbereitung.

Die Jubi-Reporter an ihren Arbeitsplätzen. „Vergesst die Bildzeilen nicht.“

Die Kinder und Jugendlichen der AES betrachten im Laufe einer Projektwoche diesen Zeitraum aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Mode und Musik der goldenen Zwanziger dürfen da ebenso wenig fehlen wie der 50er Rock `n`Roll, der Wechsel von der Jungenschule zur Koedukation, Spiele, Werbung oder Ernährungsgewohnheiten vergangener Zeiten.

Eine Arbeitsgemeinschaft, die „Schuljubi-Reporter“ beobachtet das Ganze und dokumentiert die Ergebnisse in Wort und Bild. Zuerst geht es um die Leser, Textanfänge und notwendige Bildzeilen. Dann schwärmen die Reporter aus und tragen zusammen.

Isabella und Amelia (v. l.) freuen sich über ihre Lesezeichen.

Sie treffen auf Isabella und Amelia aus der 5b, die Pflanzen getrocknet haben und daraus Lesezeichen fertigen. Das Motto ihrer Gruppe: Zeit ist relativ – Wir machen Pflanzen für die nächsten 100 Jahre haltbar. Trotz der Trocknung leuchten die Farben als lebten die Blüten noch.

Derweil spielen Kinder die Spiele der Vergangenheit. Murmeln klicken, Papierflieger segeln, Karten werden ausgeteilt und eine Gruppe spielt Fangen. So einfach und so viel Spaß!. Wenige Meter weiter übt die Tanz-AG historische Tänze.

Einhellige Meinung der Altschüler: „Es war eine schöne Zeit.“

„Ehemalige“ sind gekommen, Schüler längst vergangener Jahre. Die Schuljubi-Reporter führen „die älteren Herren“ herum, eine einzige Dame ist dabei, Abschluss 2005. Auch die Lokalzeitung hat einen Reporter entsandt. Die Gäste bekommen ein Namensschild mit ihrem Abschlussjahr. Die Kinder sind ziemlich aufgeregt.

Einhellige Meinung der Altschüler: „Es war eine schöne Zeit.“ Keiner von ihnen hat eine unangenehme Erinnerung, Positives überwiegt: Amrum, Berlin, dank der Kurzschuljahre nur 5einhalb Jahre Schulzeit. Nach der mittleren Reife haben die meisten eine Lehre gemacht, sind Kaufleute und Ingenieure geworden.

Sieht aus wie eine Schneiderei. Ist auch eine.

Während die Reporter an ihren Texten tüfteln, schnurren im Kunstraum Nähmaschinen, sie arbeiten fast lautlos. Stoffteile werden aneinander genäht, Vorlage ist das „Ein-Stunden-Kleid mit U-Boot-Ausschnitt“, kurzen Ärmeln und langer Taille. Ein Wust von Fachbegriffen schwirrt durch den Raum. Die zusammengesteckten Teile warten auf die nächste freie Nähmaschine.

Mit diesem Ergebnis kann die Schmuckdesignerin zufrieden sein.

Zwei Tische weiter ist das Schminkstudio. Das kalkweiße Gesicht ist das 20er Schönheitsideal, das an die Zartheit von Porzellan erinnern soll. Dazu ein knallroter Kussmund, die Augen überschminkt. Eine Frisur ist gerade in Arbeit: Längere Haare an Stirn, Schläfen und Nacken werden eingedreht und festgesteckt.

Zur Kleidung gehören natürlich auch der passende Schmuck und all die Accessoires. Die werden in der „Manufaktur“ im Neubau gefertigt. Die Formen spiegeln die gesellschaftlichen Veränderungen in den Golden Twenties wieder. Begriffe wie Emanzipation spielen jetzt eine Rolle. Die Kinder arbeiten mit filigranen Fäden, Federn, Perlen und feinen Drähten. Eine meditative Stille liegt über den Arbeitsplätzen.

Michael Rausch