Ein bisschen wirkt es so wie beim Arzt: Wartende auf Stühlen, einzeln und in Grüppchen. Hin und wieder geht die Tür auf. Es gibt aber keine Piexer und gebohrt wird auch nicht. Wir sind nämlich in der AES beim ersten Schülersprechtag. Aug‘ in Aug‘ finden hier Einzelgespräche statt. Mindestens ein Termin war verpflichtend.

Termine waren vereinbart worden und Vorbereitungsbögen ausgefüllt. „Die Vorbereitung ist die halbe Miete“, betont Schulleiterin Dr. Kerstin Sperling-Ischinsky. Es geht um – ja worum geht es eigentlich? In erster Linie wohl um das Erreichen von selbst gesteckten Zielen und um Selbsteinschätzung. Die Mathelehrerin Carolin Körner ist immer wieder überrascht, dass Schüler sich selbst schlechter einschätzen als ihre Lehrerin: „Ich werde dann gefragt ‚Wie kann ich noch auf ‘ne Drei kommen? ‘ Dabei steht die Drei längst.“

Die meisten Schülerinnen und Schüler erwarten Auskunft über ihre „mündlichen Noten und Verbesserungsmöglichkeiten“. Sie schätzen an dem Sprechtag speziell, dass er „entspannter ist und mehr Zeit“ zur Verfügung steht. Englischlehrerin Barbara Pähler, die gerade einen 9er-Schüler berät, kann das nachvollziehen: „Ich kann mir gut vorstellen, dass ein solches Gespräch hilfreich ist. Die 9er sind gerade auf dem Sprung ins Betriebspraktikum.“ Da ist ein bisschen Zeugnispolitur durchaus angebracht.

David aus der 10 hat das Gespräch genutzt, um „Ziele zu konkretisieren. Die Offenheit hat mir gut getan.“ Er ist „zuversichtlich“, dass der Weg in die weiterführende Schule und zum Abitur für ihn offensteht. Mathelehrer Stefan Knappmann geht das Gespräch sehr methodisch an: „Was möchtest du ändern? Was kannst du ändern? Wo hast du noch Probleme?“ Er feilt mit seinem Gegenüber an Formulierungen für den Vorbereitungsbogen, der zu einem vereinbarten Zeitpunkt noch einmal besprochen wird. Hatte er sich anfänglich noch „sehr eng an den Zettel gehalten“, wurden die Gespräche „allmählich lockerer“.

Deutschlehrer Dominik Adlers bewertet den Tag positiv. Er sieht darin „einen Mehrwert für die Schüler“. Der 2. Konrektor Martin Streibert pflichtet ihm bei: „Mein Eindruck war, dass sich alle sehr ernst genommen fühlten. Sie haben sehr gerne von sich erzählt.“ Ein ermutigendes Ergebnis für den ersten AES-Schülersprechtag, der zukünftig einmal pro Halbjahr stattfinden soll.

Michael Rausch