Polizeihauptkommissar Frank Klossek kommt in Zivil in die 9a. Man würde ihm den Polizisten nicht ansehen, wäre da nicht dieses kleine Detail an seinem Gürtel: die Dienstwaffe. Muss sein, er ist ja schließlich im Dienst.
Sein Anliegen heute: „In eurem Alter werdet ihr immer mehr für euer Handeln zur Rechenschaft gezogen. Ihr habt mehr Rechte, mehr Verantwortung, es ist für euch eine spannende, wichtige Zeit, die so nie wieder kommt.“ Es geht um die motorisierte Teilnahme am Straßenverkehr. Die Unterrichtseinheit heißt „Endlich mobil“.
Die Zeit der viel gescholtenen Elterntaxis ist für die Jugendlichen mit wenigen Ausnahmen vorbei. Immerhin hat es weit über die Hälfte von ihnen genutzt. Heute nur noch ein einziger (der es zugibt).Also, wie bewegt man sich mit 15 Jahren im öffentlichen Raum? Anders gefragt: Wie wichtig ist Mobilität für dich? Eine kurze Umfrage ergibt durch die Bank einen hohen Stellenwert.
Roller und Mopedautos (15 Jahre) und Pkw (17 Jahre)) sind in greifbare Nähe gerückt.
Klossek ist ein Freund des begleiteten Fahrens mit 17. Er weiß: „Die jugendlichen Fahranfänger, die mit 17 angefangen haben, sind statistisch unauffälliger als die anderen.“
Klossek wirbt förmlich für den Führerschein. „Man ist einfach unabhängiger.“ Aber noch wichtiger: „Es gibt Berufe, wo ‚Führerschein‘ praktisch draufsteht.“ Für handwerkliche Berufe, Pflege- und Lieferdienste, „für alles und jedes“ ist er unabdingbar. Er selbst könnte seinen Beruf ohne Schein nicht ausüben, man hätte ihn schlichtweg gar nicht erst genommen. Wichtige Hürden sind die Anforderungen und die Kosten: 46 Prozent aller Kandidaten fallen mittlerweile in NRW durch, ein Führerschein kann 2500 EUR kosten. Es ist aber gut angelegtes Geld, denn man erwirbt damit Mobilität, Unabhängigkeit, eine Entlastung der Eltern und die Möglichkeiten für Praktika und Berufe, die einen Führerschein voraussetzen.
Aber Vorsicht, man lädt sich damit natürlich auch mehr Verantwortung auf. Mit mehr Rechten erwirbt man auch die Pflicht, sich erwachsener zu verhalten, zum Beispiel im Umgang mit Drogen, legalen und erst recht illegalen. Die Promillegrenze bei Fahranfängern bis 21 Jahren liegt nämlich bei 0,0 Promille. Aber das lernt man ja alles in der Fahrschule.
Ein realer Verkehrsunfall, vor wenigen Jahren in der Nähe des Berliner Platzes passiert, liefert die Grundlage für das abschließende Gespräch. „Dumm gelaufen“ heißt das Arbeitsblatt, in dem es um „Ben“ geht, der einen Unfall verursacht. Verkehrsrecht, Zivilrecht und Jugendschutz spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle wie Promillegrenzen, Leberfunktion und Versicherungssummen. Schuldfrage geklärt? Am Ende stehen Einstellung des Verfahrens bei 300 EUR und 20 Sozialstunden, nicht ganz ein Happyend. Jugendliche tragen Verantwortung im Verkehr. Gut so, meint Frank Klossek. Er begrüßt die Überlegungen zum Führerschein mit 16.
Michael Rausch