Der AES- Schulhof im Herbst: Nass mit einem bisschen Laub, die Sonne versucht, den Nebel zu durchschneiden. Doch etwas ist anders als sonst. Merkwürdige Dinge liegen herum und ein Mann namens Otto Klocker packt immer neue dazu.

„Otto“ stellt sich vor.

Der Mann ist 1. Vorsitzender vom Radsportverein „Sturmvogel“ und baut eine Radstrecke auf. Die neun Elemente dazu stammen vom Verein und tragen Namen wie „Limbostange, Rüttelparcours, Laola-Welle oder Wippe“. Wer hier fährt, hat darf nicht mit entspanntem Rollen rechnen sondern mit Schikanen.

Genauso soll es sein, der 5er-Jahrgang erlebt gleich sein erstes Fahrradtraining an der AES. „Otto“, der sich so auch von den Kindern rufen lässt, möchte die Beherrschung der Räder erreichen. Besonders das Gleichgewicht liegt ihm am Herzen. Bei einigen Kindern ist da sichtbar Nachholbedarf. Motorik, Koordination und die Aufmerksamkeit sollen geschult werden. Dadurch werde auch „das Reaktionsvermögen verbessert“. Dass Otto dabei auch an Nachwuchs für seinen Verein denkt – warum nicht?

Gleichgewicht halten mit einem Fuß auf dem Pedal. Die Hüfte schafft den Gegendruck und Otto hilft.

Die 5a rückt an. So viele unterschiedliche Fahrradtypen wie Kinder. Die erste Aufgabe ist nicht ohne: Rollen, rechter Fuß auf linker Pedale und nur die rechte Bremse benutzen. Schließlich soll keiner über den Lenker schießen. Gar nicht einfach, keiner schafft es, geradeaus zu rollen. Alle Räder ziehen nach links.

Es wird nicht leichter. Beim Rollen aufsteigen, also mit elegantem Schwung während der Fahrt das Bein über den Sattel. Manches sieht sehr wackelig aus. „Beide Hände am Lenker“, ermahnt Otto. Er weiß, alle Fahrräder reagieren gleich und verlangen Übung im Umgang.

Rüber mit dem Bein – geht doch!

Im Straßenverkehr kann man sein Gerät gar nicht gut genug beherrschen. Deshalb jetzt losfahren aus dem Stand an einer fiktiven Ampel. Dann Fahren im Stehen, Gesäß nach hinten und ab über den Rüttelparcours. Mit einhändigem Slalom geht es weiter. Wer geglaubt hat, er könne das alles, muss sich korrigieren. Es folgen die Limbostange, die Laola-Welle und die Wippe.

Tipps für die Wippe werden ausgetauscht. Besser schneller oder eher langsamer drüber fahren? Die Diskussion ist in vollem Gang. Den Kindern hat die Unterrichtseinheit etwas gebracht, das kann man sehen. Sie sitzen alle etwas fester im Sattel. Klassenlehrerin Rebekka Schellhöh freut sich über das Training, das der Klasse „gleich nach den Ferien Übung, Sicherheit und viel Spaß“ beschert. Und Otto hat’s wieder mal gut gemacht. Übrigens: Jeden Samstag um 10.30 laden Otto und Sturmvogel e.V. zur gemeinsamen Radtour ein, Startpunkt: Zornige Ameise.

Michael Rausch