Soll keiner sagen, er hätte von nichts gewusst.

Letizia, Stella und AG-Leiterin Verena Schreiner-Langen (v. l.) begutachten die Pausen-Notizen.

Benimmtag an der AES, das heißt? Einen Schultag lang gut benehmen. Und die übrigen 189 Tage des Schuljahres? Stella, Letizia und ihre Mitschülerinnen der Benimm-AG sind der Meinung, dass dieser Tag nachwirkt und das Bewusstsein für ein höfliches Miteinander schaffen kann: „Wir wollen generell daran erinnern und uns bewusst machen, dass wir Werte und Verhaltensregeln haben.“ So sehen es auch AG-Leiterin Verena Schreiner-Langen und das gesamte Kollegium samt AES-Schulleitung AES, die diesen Tag fest im Jahresplan installiert haben.

Stella und Letizia sind pingelig, was die Begutachtung des Klassenraumes angeht. Der Fußboden wird auch bewertet.

Was ist so schwierig daran, sich höflich zu verhalten gegenüber Erwachsenen und Gleichaltrigen? Stella und Letizia sind da nicht hundertprozentig sicher. Nachlässigkeit vielleicht, es könnte in manchen Fällen aber auch mit der Pubertät zu tun haben, vermuten sie. Einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen beobachten sie dabei aber nicht. Letizia weiß: „Für Einzelne ist es schwierig, aber gute Klassen schaffen das, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.“ Da ist manchmal sanfter Gruppendruck und ein Wettbewerb um eine Runde Klassen-Eis als Start in die Ferien ganz hilfreich.

Klarer Hinweis auf erwartbare Gewinne.

Dabei ist Höflichkeit ja gar kein Selbstzweck. Letizia: „Wir möchten uns doch alle wohlfühlen.“ Und Stella ergänzt: „Wir haben jetzt auch nicht soo krasse Regeln aufgestellt. Man soll sich einfach so verhalten, dass auch Andere sich wohlfühlen.“ Klingt doch machbar. Man muss nicht jeden mögen, aber man soll auch niemanden in Wort oder Tat „plattmachen“. Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn. Außerdem ist gutes Benehmen absolut unerlässlich im kommenden Berufsleben. Selbst in der Familie soll, wie man hört, gutes Benehmen durchaus erwünscht sein.

Für die Klassen 5 a, b, c, 6a, 8a und die 10b hat‘s geklappt.

Die AG hatte sich Gedanken gemacht, worauf es ankommt, und Checklisten entwickelt, wie man Benehmen bewertbar machen kann. Selbst entwickelte Plakate verwiesen auf erwünschtes Verhalten sowie Sauberkeit im Klassenraum. Auffällig an diesem Tag: Es wird sehr freundlich, ja fast überschwänglich gegrüßt, Rempeleien, Rücksichtslosigkeiten, Grobheiten oder lautes Kreischen finden heute nicht statt. Wirklich nicht? In der Ecke der Pausenhalle haben es gerade zwei kleine Kampfhähne nicht geschafft, ihren Ärger einfach wegzuatmen. Tja, damit haben sie ihrer Klasse die Tour vermasselt. Denn es war klar: Sollte ein Einziger aus der Reihe tanzen, wäre damit die ganze Klasse aus dem Wettbewerb.

Noch Fragen?

Beobachtungen des Pausenverhaltens hatten schon ein grobes Bild ergeben. Der gute Wille war zwar bei den Meisten erkennbar, aber auch Ausrutscher mussten leider registriert werden. Zusammen mit dem „Klassenzustandsbericht“ entstand die Auswertung, die sechs Gewinner-Klassen ergab: 5 a, b, c, 6a, 8a und die 10b. Sie gingen mit dem guten Gefühl in die Ferien, in Sachen Umgangsformen auf einem guten Weg zu sein und genossen ihre Runde Klassen-Eis.

Michael Rausch