„Wer nicht wählt, darf nicht meckern“

Die Wahlzettel: echt. Urne und Wahlkabine: echt. Schülerausweise: echt. Die Wahlhelfer: wie im richtigen Leben.

Wahlhelfer

Alles im Blick. Paulina, Sina und Gregor haben sich als Wahlhelfer gemeldet.

Der Klassenraum der 9a hat sich in ein veritables Wahllokal verwandelt, von dem die Klasse an diesem Freitag ausgiebig Gebrauch macht. Zusammen mit 4.486 Schulen nimmt die AES teil am Schulprojekt Juniorwahl zur Bundestagswahl 2021. Jugendliche ab Stufe 7 können unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in einem kompletten Wahlgang ihren politischen Vorstellungen eine Stimme geben.

Finja geht nach vorne zu den Wahlhelfern, weist sich per Schülerausweis aus und nimmt in der Wahlkabine Platz. Niemand außer ihr weiß, wo sie ihre beiden Kreuze für Erst- und Zweitstimme macht.

Wahlabgabe

Finja hat gewählt und Freddie kontrolliert die Stimmabgabe an der Urne.

Nebenan sorgt Freddie für den korrekten Einwurf des Wahlzettels in die Wahlurne. Es folgen alle anderen, auch die Wahlhelfer, bis alle 27 Anwesenden gewählt haben.

Während das Auszählungs-Team auf dem Flur die Ergebnisse sichtet, folgt das, was in der Wahlnacht für die ersten Prognosen sorgt, die Umfrageerhebung. Wahlhelferin Paulina hat Erst- und Zweitstimme der FDP gegeben. Ihr liegen die Themen Freiheit, Digitalisierung und Bildung am Herzen, die sie bei den Liberalen am besten aufgehoben sieht. „Ich stehe dazu“, bekennt sie freimütig. „Andere können ja anderer Meinung sein.“

Jolan hat zweimal Grüne gewählt, weil er findet, dass „16 Jahre am Stück immer dieselbe Partei“ am Ruder dem Land nicht gut tut. Seine Priorität liegt beim Klimaschutz, „weil ich nicht möchte, dass meine Kinder davon krank werden“.

Wahlurne

Arda gibt seine Stimme ab. Noch ist es ein Schulprojekt, aber bald muss er politische Verantwortung übernehmen.

Gregor findet, dass die Digitalisierung unbedingt vorangehen sollte und Menschen mit Kleinunternehmen jetzt gefördert werden müssen, „besonders jetzt aufgrund Corona“. Deswegen hat er mit beiden Stimmen FDP gewählt. Fred meint, das Wahlprogramm der SPD stünde am ehesten dafür, dass Mieten begrenzt und Gleichberechtigung vorangetrieben, sowie Renten gesichert würden. Klar, wie seine Wahl ausfiel. Vier Schüler haben ihre Stimme geteilt, Charlotte etwa, die einen Direktkandidaten sympathischer fand als seine Partei.

Die Auszählung ist beendet, die Ergebnisse werden bekannt gegeben. Ginge es nach der 9a, hieße der nächste Bundeskanzler mit größter Wahrscheinlichkeit Olaf Scholz, so eindeutig fiel das Ergebnis aus. Selbst die Wahlbeteiligung liegt bei traumhaften 84,3% und es gab nur gültige Stimmabgaben. Beim Addieren der Prozentwerte fällt auf, dass sie nicht 100 ergeben. Sollten sie aber. Also neu auszählen, kann passieren, gibt’s wohl auch bei der echten Wahl. Jetzt stimmt’s, das vorläufige nichtamtliche Endergebnis der AES-Juniorwahl steht fest, Fred gibt bekannt:

Parteien Erststimmen Zweitstimmen
SPD 48,1% 44,4%
CDU 25,9% 18,5%
FDP 7,4% 18,5%
Grüne 11,1% 14,9%
Die Linke 7,4% 3,7%

Die Klasse diskutiert. Für die Einen kommt das Ergebnis wie erwartet, Andere zeigen sich überrascht. Sie alle sind sehr gut vorbereitet in diese Wahl gegangen, haben Referate zu den sechs Bundestagsparteien gehalten.

Ergebnis

Zum Nachzählen: Die abgegebenen Erststimmen zeigen einen eindeutigen Trend.

Manche, so wie Timo haben sich im Internet schlau gemacht. Auch Paulina hat das Netz genutzt und sich speziell zu Christian Lindner informiert.

Sehr auffällig: Nicht eine Stimme für die AfD. Die Begründungen reichen von „zu rechts“ über „Rassismus“, „Haltung in der Flüchtlingsfrage“ bis zur „Leugnung des menschgemachten Anteils am Klimawandel“. Klassenlehrer Dominik Adlers ist sehr zufrieden mit der Haltung seiner Klasse und spricht ihr ein großes Lob aus. „Ihr habt demnächst die Verantwortung. Und eins ist klar: Wer nicht wählt, darf nicht meckern!“ Das AES-Ergebnis fließt ein in ein bundesweites Endergebnis, das in der Wahlnacht veröffentlicht wird und einen guten Einblick in die Stimmungslage der zukünftigen Wählergeneration liefert.

Michael Rausch