Der Polizist betritt den Klassenraum der 9b. Er trägt Zivil, an seinem Gürtel die Dienstwaffe, schließlich ist er im Dienst. Einige sind beeindruckt: „9 Millimeter“, hört man tuscheln. Der Polizist ist Polizeihauptkommissar Frank Klossek. Er ist gekommen, um den Jugendlichen zu sagen: „In eurem Alter werdet ihr für die Polizei interessant. Ihr habt mehr Rechte, mehr Verantwortung, es ist für euch eine spannende, wichtige Zeit.“ Es geht um die motorisierte Teilnahme am Straßenverkehr. Die Unterrichtseinheit heißt „Endlich mobil“.
Für die 9b sind Moped (15 Jahre) und Pkw (17 Jahre)) in greifbare Nähe gerückt. Klossek ist ein Freund des begleiteten Fahrens mit 17. Er weiß: „Die jugendlichen Fahranfänger, die mit 17 angefangen haben, sind statistisch unauffälliger als die anderen.“ Eine kurze Umfrage ergibt, bis auf drei Schüler, die den Führerschein aktuell für weniger wichtig halten, wollen alle die Prüfung ablegen.
Danyela, die lieber noch warten möchte, scheut den hohen Zeit- und Lernaufwand, den sie auf ihrem Ausbildungsweg lieber anders einsetzen würde. Frank Klossek warnt denn auch davor, die Fahrschule auf die leichte Schulter zu nehmen: „Seit rund 20 Jahren haben sich die Anforderungen nicht geändert und doch fällt mittlerweile jeder Dritte durch.“ Die Kosten von aktuell 1800 EUR in NRW sind aber gut angelegtes Geld. Man erwirbt damit Mobilität, Unabhängigkeit, eine Entlastung der Eltern und die Möglichkeiten für Praktika und Berufe, die einen Führerschein voraussetzen. Frank Klossek könnte seinen Beruf ohne Schein –mittlerweile ist es eine Plastikkarte- nicht ausüben, man hätte ihn schlichtweg gar nicht erst genommen. Für Pizzaboten und Getränkelieferanten, beliebte Ferienjobs, ist er ein Muss.
Ein konkretes Beispiel, ein realer Verkehrsunfall in der Nähe des Berliner Platzes, liefert das Szenario für den abschließenden Diskurs. „Dumm gelaufen“ heißt das Arbeitsblatt, in dem es um „Ben“ geht, der einen Unfall verursacht. Verkehrsrecht, Zivilrecht und Jugendschutz spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle wie Promillegrenzen, Leberfunktion und Versicherungssummen. Ganz gleich, ob mit oder ohne Fahrerlaubnis – Jugendliche tragen im Verkehr Verantwortung. Nicht ohne, das Ganze. Aber spricht das gegen den Führerschein? Nein, ein Leben ohne ihn ist für die allermeisten Menschen schlichtweg undenkbar.
Michael Rausch